Ziegelsein ist eine fortlaufende künstlerische Position, die sich um das Wesen des Ziegelsteins
dreht. Der Ziegel als normiertes Bauelement ist in seiner Funktionalität dem Tragen und dem
Aushalten von Druck verpflichtet. Diese Arbeit geht von der Identität des Ziegels aus, der sich
gegen sein gesellschaftlich auferlegtes Schicksal sträubt. Im Ziegelsein liegt nicht nur die reine
Funktionstreue, sondern eine gesamte Geschichte des Werdens, die sich in verschiedenen
materiellen und immateriellen Zuständen manifestiert. Der Ziegel ist Ton, Kultur, Symbol,
Bauschutt, Staub, durch Bohrungen malträtiertes Subjekt, genormt, aber trotzdem einzigartig.
Ziegel präsentieren sich hier als selbstständige Wesen und stehen in ihrer Veränderbarkeit für sich.
Das Aufgeben ihrer auferlegten Funktion eröffnet für sie neue Möglichkeiten sich durch Weichheit
an ihre durch Härte geprägte Heimat anzunähern.
Diese Arbeit spielt in besonderer Weise mit dem Ziegel als Bauelement, da sie ihm komplett
seine Identität beraubt: Anstatt zu Tragen wird er getragen und trägt gleichzeitig selbst in sich
seine zersplitterten Einzelteile, die durch eine wasserlösliche Stickfolie in ein normiertes
Ziegelformat gepresst werden. Unter dem „schwebenden“ Ziegel steht eine Karaffe gefüllt mit
Wasser, die die konservierte Form innerhalb von Sekunden auflösen könnte. Dadurch soll die
Arbeit das beklemmende Gefühl der Stasis gesellschaftlicher Transformationen vermitteln.
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